Gesteigerte Erträge, bessere Qualität, viele technische Neuerungen und eine große Nachfrage auf dem englischen Markt, all diese Faktoren haben unter anderem dazu beigetragen, dass australischer Wein innerhalb kürzester Zeit auf internationalem Niveau konkurrenzfähig geworden und weltweit beliebt ist.
Heute denkt man bei dem Begriff Australien nicht mehr nur an Kängurus, atemberaubend schöne Landschaften und das Great Barrier Reef. Sicher, wer würde nicht gerne eine Oper im Opera House von Sydney sehen, an den weißen Stränden von Whiteheaven Beach spazieren gehen und den roten Fels des Ayers Rock – der von den Aborigines Uluru genannt wird – bewundern? Wer allerdings heute an Australien denkt, hat nicht nur ein exotisches Urlaubsziel vor Augen, sondern denkt auch automatisch an den australischen Wein.
Es reicht schon, sich die offiziellen Zahlen anzusehen, um zu sehen, welchen enormen Wachstum der australische Weinexport in den letzten Jahren erfahren hat, und nicht nur im englischsprachigen Raum – mit Amerika und England als Hauptabnehmern – sondern es gab auch einem imposanten Wachstumsschub auf den asiatischen Exportmärkten wie China, und allen voran Hong Kong, zu verzeichnen.
Doch worin liegt das Geheimnis dieses Erfolges? Die Geschichte des Weinbaus in Australien ist noch recht jung. Die ersten Weine Australiens sind Ableger der europäischen Weine, die im 18. Jahrhundert von Einwanderern aus dem alten Kontinent, die auf die andere Seite der Welt gezogen waren, eingeführt und angebaut worden waren. Man produzierte zunächst für den eigenen Markt, und erst Mitte des 19. Jahrhunderts zeigten sich größere Erfolge. Doch seit den 1960er Jahren ist es dem australischen Wein gelungen, sich in die Liste der besten Weine der Welt hochzuarbeiten. Mit dem Anbau neuer Reben, großen Investitionen in technische Neuerungen und neuer Ausbaumethoden, die z.T. sehr unorthodox sind, hat sich der Australische Wein eine beachtete Position in der Weltweinskala erarbeitet. Viele Erzeugnisse australischer Weinbauern sind heute qualitativ durchaus mit den großen Vorbildern aus Frankreich, Italien oder Kalifornien vergleichbar. Mittlerweile ist der Weinbau in Australien also nicht mehr nur ein Zeitvertreib reicher Geschäftsleute, sondern wird auf industriellem Niveau betrieben.
Es gibt einen Wein, oder besser, eine Rebsorte, die zum Sinnbild des australischen Weinbaus geworden ist: der Syrah, oder Shiraz, wie er in Australien genannt wird, doch er ist nicht die einzige Rebsorte. Heute bieten wir Ihnen einen Überblick über die ganze Vielfalt, die die australische Weinkultur zu bieten hat, und welches Gebiet sich für welchen Wein anbietet.
Ein nicht zu vernachlässigendes Detail, dass man dabei immer im Gedächtnis behalten sollte: Der Weinbau in Australien beschränkt sich hauptsächlich auf die südlichen Regionen Australiens, und einige wenige Orte in Western Australia, an denen das Klima gemäßigt ist. Einige interessante Weine lassen sich auch in Tasmanien finden, der Insel, die dem Staat Victoria (einem der wichtigsten Weinanbaugebiete) vorgelagert ist.
Beginnen wir also mit einer besonders vom Glück begünstigten Region, South Australia: die Reblausplage, der schlimmste Albtraum aller Weinbaugebiete weltweit, hat es nie bis hierhergeschafft, so dass die Rebstöcke noch ungepfropfte Wurzeln haben (wie sonst nur in ganz wenigen Oasen weltweit) und manche Rebstöcke sind über 100 Jahre alt. Zu den bekanntesten Regionen gehört aufgrund der fantastischen Qualität der hier hergestellten Weine, besonders die historischen Adelaide Hills, wo die allerersten Rebstöcke in ganz Australien angepflanzt wurden, und die heute für ihre interessanten Sekte und Schaumweine bekannt sind, die aus Pino Nero und Chardonnay hergestellt werden. Ein bislang sicher nicht unbekannter Name ist das Barossa Valley, wo Weißweingewächse wie Sémillon, Chardonnay und wunderbare Rieslinge angebaut werden und wo eines der bekanntesten australischen Weingüter seinen Sitz hat, dem es gelungen ist, den australischen Syrah in der ganzen Welt berühmt zu machen; Penfolds. Genauso bekannt und geschätzt werden die Rotweine von Coonawarra, wo der Cabernet Sauvignon und der Syrah durch Kraft und Eleganz überzeugen können. Sie kommen seidig, aber mit gutem Tanningehalt daher und sind vollmundig und komplex.
Begeben wir uns nun nach New South Wales, hier ist das Hauptanbaugebiet Hunter Valley mit seinem Chardonnay, aber auch und vor allem den wunderbaren Sémillions, die sich als trockene Weine durchaus 20, 30 Jahre lagern lassen – und außerdem Weine sind, die nicht holzen! Aus dem Sémillon dieses Anbaugebietes lassen sich ausgezeichnete Trockenbeerenauslesen herstellen (wenn alle Bedingungen für die Edelfäule Botrytis Cinerea gegeben sind).
Zum Schluss begeben wir uns jetzt noch nach Victoria mit dem Yarra Valley wo große Weine hergestellt werden (Riesling, Chardonnay, Syrah) und unter denen der Pinot Nero besonders heraussticht, der die höchste Punktzahl aller australischer Weine erreicht, und bei internationalen Ausstellungen sogar mit den umjubelten Pinot Nero di Borgogna mithalten können.
Man sieht also, dass das ampelografische Panorama in Australien hauptsächlich von internationalen Rebsorten dominiert wird. Was vielleicht weniger bekannt ist, ist, dass man sich anfangs in Australien auf die Herstellung von Likör- und Dessertweinen konzentrierte, die für den englischen Markt bestimmt waren. Erst Mitte der 1960er Jahre begann man damit, die Weine trocken auszubauen. Also, wenn die Ergebnisse nach weniger als einem Jahrhundert bereits so aussehen, ist die Zukunft der australischen Weine sehr vielversprechend!