Eins ist hinreichend bekannt: der Albana ist, zusammen mit dem Sangiovese, die wichtigste Rebsorte der Region Emilia-Romagna, und vielleicht auch deren interessanteste und erstaunlichste. Der Albana ist eine uralte Rebsorte, die sehr vielseitig ist und Weine von großer Intensität, Struktur und Eleganz hervorbringt.
Die Wurzeln des Albana reichen bis in Römerzeiten zurück: laut etymologischer Hypothese stammte ihr Name wahrscheinlich von dem lateinischen Wort „albus“, was „weiß“ bedeutet, und ist eng verknüpft mit den Legionären aus den Colli Albani, die damals Emilia-Romagna kolonisierten.
Im ersten Jahrhundert nach Christus erwähnt Plinius der Ältere erstmals den Albana in seiner Enzyklopädie Naturalis Historia, dabei ist Buch 14 komplett dem Wein, den Rebsorten und wie das Klima die Weinherstellung beeinflusst, etc. gewidmet.
Einige Jahrhunderte später taucht die Anekdote auf, der zufolge die Tochter des Kaisers Teodosio I, Galla Placidia während einer Reise in einem Dörfchen in Emilia-Romagna rastet, wo ihr ein einheimischer Wein in einem Terrakotta-Becher gereicht wird. Die künftige Kaiserin ist von der Milde und Süße des Weines so beeindruckt, dass sie ausruft: Non così umilmente ti si dovrebbe bere, bensì berti in oro (“Man sollte dich nicht aus einem solch bescheidenen Gefäß trinken, sondern aus goldenen Bechern”).
Und das ist die Legende zur Entstehung des Ortsnamens von Bertinoro, durch die der Albana unwiderruflich an ein Gebiet gebunden wird, dessen Terroir sich hervorragend zum Anbau dieser Rebe eignet.
Der Albana di Romagna ist der erste Weißwein der 1987 den DOCG Status erhielt. Das Gebiet umfasst die Provinz Bologna (7 Gemeinden in Emilia-Romagna), die Provinz Forlì-Cesena (mit 10 Gemeinden) und die Provinz Ravenna (mit 5 Gemeinden).
In der Vergangenheit wurde der Wein für sehr lange Zeit (zu lange Zeit) als Bauernwein abgestempelt, als guter Wein, jedoch ohne besondere qualitative Vorzüge. Heute kann er sich allerdings, dank des unermüdlichen Engagements der Winzer und ihrer Investitionen in neue Produktionstechnologien und -systeme, endlich rühmen, einen denkwürdigen Eindruck zu hinterlassen und über eine einzigartige Vielfalt zu verfügen.
Um zu sehen, wie vielfältig dieser Wein ist, reicht es, sich die Liste seiner Geschmacksrichtungen durchzulesen: secco, amabile, dolce, passito und passito riserva. Besonders der Albana Passito Riserva sieht vor, dass die Trauben manchmal bis zum 30. März dem „Appassimento“ unterzogen werden (und zwar auch für den „normalen“ Passito), außerdem werden sie anschließend von Botrytis Cinerea, der sogenannten ‘Edelfäule’, befallen, die die bereits getrockneten, süßen, konzentrierten Trauben noch weiter veredelt. Er ist nicht einfach nur ein „Passito“, sondern ein edelfauler Passito – was in Italien keine Selbstverständlichkeit ist!
Wenn man die gesamte Litanei der Albana Typologien durchgeht, darf man keinesfalls die Schaumweine vergessen: und wir finden im Zentrum des DOC- Gebietes von Emilia-Romagna den Albana Spumante, der nach der klassischen Methode mit Flaschengärung hergestellt wird, oder nach der Martinotti-Methode mit Großraumgärung. Auch bei den Schaumweinen finden wir Edelfäule, und wie von den DOC-Vorschriften gefordert, werden sie aus leicht angetrockneten Trauben mit Botrytis-Befall hergestellt.
Ein letztes Detail: sowohl der DOC Romagna Albana Spumante, als auch der DOCG Romagna Albana müssen einen Albana-Mindestanteil von 95% aufweisen. Doch die meisten der Hersteller dieser Weine ehren diese große Rebsorte indem sie sie sortenrein verkeltern!